Wenn ich schreiben will, werde ich schreiben.

 Na, das hat doch ganz hervorragend geklappt, mit dem neuen Blog... und den vorgenommenen, regelmäßigen, zum Titel passenden "lyrischen Ergüssen"...
Nicht! 
Hm, mal sehen....welche Ausrede benutze ich für mein vermeintliches Versagen diesbezüglich?
Corona?
Seit geraumer Zeit extrem beliebt, aber genau deswegen auch ziemlich ausgelutscht. 
Zu wenig Zeit? 
Noch älter, noch beliebter - noch ausgelutschter. 
Und vor allem noch weniger wahr als Ersteres. 
Apropos wahr: versuchen wir's doch mal damit: 
Der Grund für das Scheitern dieses neuen Blogprojektes spaltet sich genauer gesagt in zwei Gründe.
Der eine ist, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, eher negativ behaftet:  
Die Ablenkung durch zu viele "weltliche" Dinge. Heißt, ich muss mir eingestehen, dass meine Kreativität, meine Sinnhaftigkeit, meine kritischen, philosophischen, emotionalen...Anteile alle ein stückweit Banalitäten zum Opfer gefallen sind. Heißt, ich lasse mich lieber vom Fernseher zublubben, als ein Buch zu lesen. Mein Handy, bzw. das Internet haben Suchtpotenzial entwickelt. Musikhören gibt's immer öfter nur noch im Auto, anstatt bewusst und mit Gefühl. Und das Schreiben.... naja, das Datum des letzten Posts spricht eben für sich. Ebenso haben sich diverse Kontakte, die ich früher mit viel Bedacht und hohen Ansprüchen sorgsam auswählte, da ich weiß Gott nicht jeden als würdig erachtete, um Gedanken oder gar Gefühle zu teilen, ziemlich reduziert. Und damit einhergehend teilweise fruchtbarer Austausch.
Und wenn ich mir das so bewusst vor Augen führe - ja, dann verspüre ich da schon ein Bedauern. Und auch den Wunsch, dies wieder zu verändern. Denn eigentlich mochte ich dieses "alte Ich" mit seiner Hypersensibilität und den entsprechenden Ventilen doch ganz gerne. 
Aber der Punkt ist: dieses Ich bin immer noch - plus neue Anteile. 
Und damit kommen wir zu dem positiven Part, warum ich hier auf meinem kleinen Internet-Fleckchen nicht mer oft zugegen war. Oder ich mich nicht mehr stundenlang in dicken Romanen oder endlosen Playlists verloren habe. Oder nicht mehr den Drang verspüre, in diesem Dickicht menschlicher Fragwürdigkeiten, ein paar Goldstücke zu finden, die gemeinsam mit mir leiden. Oder oder oder... 
Ich brauch's nicht mehr. 
 
Ich bin noch immer ein hochsensibler Mensch. Empathisch, in vielerlei Hinsicht, auch solcher, die mir selbst nicht immer zum Wohlgefallen gereicht.  
Und ich glaube auch, dass ich trotz einem verstärkten Faible für Internet-Shopping oder dem Schauen von MakeUp-Tutorials noch immer ein recht teifgründig veranlagter Mensch bin. Der auch nach wie vor ziemlich genau darauf achtet, mit welcher Art Personen er sich so umgibt, um nicht durchzudrehen. 
Ja, durchdrehen... wie oft hatte ich dieses Gefühl? 
Und ganau as ist der Punkt: dieses ehemals exzessive Schreiben war eines von mehreren Ventilen, um klarzukommen. Auf diese Welt, von der ich mich so oft nicht verstanden, der ich mich so oft nicht zugehörig fühlte. Und was mir in mühevoller Selbstarbeit irgendwie die Fragen beantworten sollte, wie und warum zur Hölle ich eigentlich hier gelandet bin... und was ich verdammt nochmal HIER soll?!

Ich denke, auf diese Fragen habe ich mittlerweile halbwegs akzeptable Antworten gefunden. 
Oder besser gesagt: Wege. 
Wege, mit den gegebenen Umständen besser klarzukommen. Oder sogar einen Sinn darin zu entdecken.
Wege, mich nicht als ein Opfer zu betrachten.  Sondern als ein Wesen mit Fähigkeiten, die es sinnvoll einzusetzen gilt. 
Sinn... der erschließt sich mir, global betrachtet, bei Vielem immer noch nicht. 
Aber dass alles letztlich irgendeinen Zweck erfüllt - ist eine Philosophie, die so manchem  Frust oder gar manch aufkeimender Verzweiflung ihre Intensität nimmt. 
Und das, plus einem zunehmenden Bewusstsein darüber, was Selbstliebe bedeutet, PLUS einer Liebe, die von (einem) anderen zuteil wird und die somit Ersteres stärken.... schließen endlich einen Kreis, der mir sichere Grenzen verschafft - über die ich es nach und nach wage, hinauszublicken...

Ergo: keine Selbstzerfleischung, warum ich es nicht geschafft habe, dieses Blogprojekt wie geplant zu führen. Keine Selbstkritik daran, dass ich lieber nach einer neuen Serie anstatt nach einem neuen Buch suche. Kein Bedauern oder gar schlechtes Gewissen, weil ich diverse Kontakte nicht mehr gepflegt habe. 
Ich nehme diese Dinge zur Kenntnis. Ohne Bewertung. 
Ich nehme mir nicht vor, sie zu verändern. Ich werde es tun, wenn mir etwas fehlt. 
Ich werde die wenigen, vorhergehenden Blogeinträge oder gar die ganze Seite hier nicht einstampfen, wie es zunächst mein Gedanke war, dem Impuls geschuldet, Ordnung zu schaffen. 

 
Wenn ich schreiben will, werde ich schreiben. 
 


 
 
 

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