Steter Fluss.

 Man sollte es halt nicht herausfordern. Einfach mal Klappe halten. Sonst holt dich - zack - das Leben ein, mit dem Spiegel im Gepäck, den es dir schonungslos vor Augen hält. Und in diesem Spiegel siehst du nicht nur, dass du dick bist und Pickel hast. Nein. Der zeigt dir die metaphorischen Pfunde, die deine Seele mit sich rumschleppt, die inneren Eiterbeulen, die nie so recht abheilen wollten und die nun einem Geschwür gleich aufbrechen. Schon irgendwie eklig, sich selbst so zu betrachten.

Und wie bei den echten Pfunden und Wunden fragt man sich, warum man es so weit hat kommen lassen. Und wie man sie nun weg bekommt.
Man sucht nach möglichst einfachen Wegen und Wundermitteln. Aber die Wahrheit ist, es gibt nur einen Weg, der dauerhaften Erfolg bringt: an sich selbst zu arbeiten. Kontinuierlich.
Aber irgendwie ist und bleibt der Mensch einfach ein ziemlich dämliche Wesen. Und tut, obwohl es ihn diverse Erfahrungen bereits anders lehrten, immer erst dann (wieder) was, wenn es akut wird.
Prävention ist ein gutes Konzept - aber meist fern der Realität.

Und nun sitze ich hier, am Flussufer, und hoffe, dass das Wasserrauschen Ruhe in mein aufgewühltes Gemüt zurück bringt.
Und vielleicht sogar Erkenntnis, wenn ich nur lange genug dem steten Klang lausche...
Denn leider kann ich nicht einmal wirklich greifen, was mir dieses Gefühl verschafft...
Dieses Gefühl, dass mir hohen Blutdruck und unkontrolliertes Weinen beschert.
Ein Gefühl von Angst, die aber keinen Namen hat. Denn die ganze Zeit  war doch alles gut. 
So gut, dass ich lernte, jeden Tag dankbar zu sein. 
Und das ganz ohne Mühe.
Nun ja, immerhin: zumindest diese Dankbarkeit bleibt, trotz dieses undefinierbarem, ohnmächtigem Gefühl. 
Aber wo sind Leichtigkeit und Heiterkeit auf einmal hin?
Ich sehe den vorbeiplätschernden Wellen nach, als hätten sie sie fortgespült...
Im Außen hat sich nichts geändert. Nicht bei mir selbst jedenfalls. Also muss es etwas im Inneren sein...
Ich habe Ahnungen... Aber keinen "Beweis". 
Lieber Fluss, lieber Wind... Bringt mir Ruhe und 
Erkenntnis...

Ein Blütenblatt fällt in den Fluss... Und noch eins... Und noch eins...
Sie ziehen kurz kleine Kreise.
Und werden dann vom Strom sanft weitergetragen...
Weg.
So sollte es sein.
So will ich sein.
Loslassen alter Lasten, die schon lange keine Kreise mehr ziehen dürften. 
Alles dem Fluss überlassen... 
Sich auch mal vertrauensvoll treiben lassen... 
Und stetig sein. Stetig in der Veränderung. 

Ich arbeite dran. 


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